Verwirrtheit. Bin vorhin in die Küche gegangen und habe in Alle Schubladen und Schränke geguckt. Bis mir einfiel, dass ich die Milch wohl eher im Kühlschrank finde. Dann ein Glas gesucht und die Milch eingeschenkt und einen Schluck getrunken und dann hab ich mich gefragt, wer mir gesagt hat, das ich die Milch trinken soll. Dann blicke ich mich um und sah ein Stückchen Knäckebrot. Dachte also, bring ich mal zu den Ratten. Aus der Küche gegangen, hoch gelaufen. In mein Zimmer geguckt, wieder umgedreht und Treppe runter. Wieder in der Küche gewesen und das Stück Knäckebrot in meiner Hand angeguckt und gegessen.
Ich hab so Angst. Angst, dass die mich nicht für Voll nehmen da. Am Mittwoch bei dem ambulanten Vorgespräch in der Klinik. Weil jetzt grad ist nirgends SvV zu sehen. Nur Narben, die durch die Creme immer mehr verblassen und nur noch durchschimmern, wenn ich die Haut straffe an den Armen. An den Beinen, natürlich. Da geht das nicht weg. Aber grade dieses Weg-gehen und Nicht-Aktuell-Verletzt-Sein. Das macht Angst.
Mein ehemaliger und erster Therapeut sagte mal zu mir, dass ich keinen Klinikaufenthalt bräuchte. Eher ein Wellnesswochenende.
Mein Neurologe sagte mir, dass das Alles nur eine Phase ist, die wieder weggeht. (Genau, eine Phase, die jetzt schon seit fast 5 Jahren akut vorhanden ist, klar.)
Einfach genau deshalb hab ich so Angst. So sehr. Vielleicht kann ich das am Dienstag nochmal bei Dr. S. ansprechen. Wenn es bis dahin nicht zu spät es nicht zu tun. Ich will stark sein. Ich will gegen das Alles kämpfen. Aber irgendwie, will ich mir trotzdem weh tuen.
Ich probiere haufenweise Skills in der Hoffnung, das sie mir eh nicht helfen.
Ich bin so dumm. Einfach nur dumm. Wieso sagt mir das denn Niemand?
Zwei Kilo runter. Wieder zwei. Schon 4. Aber es sieht noch so viel aus. Viel zu viel und das Alles, es macht mich fertig. Gestern Abend ging es mir richtig mies. Ich hatte mit meinem Vater zu Abend gegessen. Kartoffelgratin und Gemüse. Und er hat dazu Fleisch gegessen und ich nicht. Und dann ging es mir total schlecht. Ich saß im Bett vorm Laptop und bin quasi alle 10-15 Minuten kotzen gegangen. Es wollte nicht drin bleiben. Dann irgendwann, als es langsam abebbte, hab ich fast nen halben Liter Wasser auf einmal getrunken.
Um 4 Uhr 37 bin ich ins Bett gegangen. Beziehungsweise habe ich das Laptop zugeklappt, alle Kerzen ausgepustet und hab mich hingelegt. Und dann um 6 war ich wieder wach. Ein doofer Traum jagde den andern und ich hab Gewicht gefühlt auf mir und meine Luft war weg. Aufgestanden, Licht angemacht. Fenster auf und dann erstmal versucht normal zu atmen und Alles ganz ruhig werden zu lassen und mir klar zu machen, dass das Alles gar nicht da ist.
Um halb 8 schätze ich, bin ich wieder eingeschlafen. Dann war es okay. Habe bis 11 Uhr durchgeschlafen und wurde dann um ca. 5 nach 11 von meiner Mama und meinem Hund geweckt. Wir haben gefrühstück, Alle zusammen. Und mein Bruder, Y., hat Anzüge anprobiert, weil er doch Konfirmation hat, bald.
Die Sonne ist grad wieder da. Und vielleicht frage ich Mama, ob wir zwei heute in den Wald fahren. M. ist nicht da, seine Oma hat Geburtstag. Irgendwie sowas. Dann kann ich noch ein paar Fotos machen und nachher wieder bearbeiten und vielleicht kann ich dann auch noch mal Auto fahren. Das macht Spaß. Finde ich zumindest.
Der Hund hat immer Angst, wenn ich fahre. Die sitzt dann hinten und jault sich einen zurecht, unglaublich. Dann muss man sie fragen, ob sie aussteigen will. Und dann, ist sie still. Aber das ist süß, weil ich glaube, sie glaubt, dass ich noch nicht so weit bin das zu können. Niedlich.
Lebenswert:
- Das H. sich gefreut hat über das ihr gewidmete Bild.
- Kommentare von J. und P. und A. und E.
- Virtuelles Knuddeln und Hand-halten von E.
- Orangensaft.
- Sonne und Wärme und trotzdem kalte Füße und Hände.
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AntwortenLöschenSeltsam zu lesen, wenn man das Gefühl hatte, dass die Ordnung doch irgendwie da war. Letztendlich immer irgendwie schwierig das einzuordnen. Das tut mir Leid, vielleicht hättest du das mit dem Erbrechen ansprechen sollen, vielleicht auch nicht. Du siehst aber, dass diese Tortur existiert und es nützt wenig dir einzureden, dass du nicht "krank genug" bist um in die Klinik aufgenommen zu werden. Dein letzter Therapeut war ein Idiot, da sind wir uns einig und wer alles als eine Phase beschreibt, hat sich den falschen Beruf ausgesucht.
AntwortenLöschenDu willst eine Bestätigung darin, dass es dir schlecht geht, dass du nicht übertreibst, aber die wird dir niemand außer dir selbst geben können. Wie sagte Platon, eine Idee ist eine Vorstellung der Realität. Alles was du fühlst und denkst, ist existent. Darum geht es und ich hoffe sehr, dass die Klinik diese Sachen feststellen und besser werten wird als es die beiden Personen taten. Du brauchst die Hilfe und du hast sie verdient.
Letztendlich ist es schwierig aus der Distanz damit umzugehen. Ich würde dir gerne besser helfen können, aber alles was ich sagen kann, sind getippte Worte und die sind nicht wie die gesprochenen Sätze, die du vielleicht eher benötigst. Eine virtuelle Umarmung ist gut gemeint und ersetzt doch nicht die echte Wärme eines Körpers. Das ist schwierig, denn ich wünschte, dass ich dir da eher beistehen könnte. Es macht mich sehr traurig zu sehen, dass es dir nicht gut geht. Aber du musst das nicht verstecken und es wird keiner weglaufen, weil es so ist. Die, die es tun, sind es ohnehin nicht wert in deinem Kreis zu sein.
Du bist nicht dumm. Das wird dir niemand sagen, zumindest ich nicht. Du schlitterst nur in dieses wage Loch, in dem die Genesung selbst auch "egal" wird. Dir zu sagen, dass das mit den Kilos nicht nötig ist, wird nicht viel ändern. Aber ich sage es dennoch. Und ich werde es gerne wiederholen, wenn du möchtest. Selbsthilfe auf destruktive Art und Weise funktioniert doch nie. Diese kurzen Möglichkeiten des "besser Fühlens" legen sich so bald die Folgen wieder eintreten.
Ich glaube, dass du nach all der Entäuschung wieder die Lichtblicke brauchst. Die kannst du finden, aber dafür musst du glauben, dass sie existieren. Das tun sie auch wirklich. Sie sind da, du siehst sie gerade nur nicht. Es gibt Menschen, die dich lieben und ich hoffe, dass du dich selbst liebst. Dein Drang nach Änderung und der Drang nach dem Gegenteil zeigen drastisch, dass es so nicht sein kann.
Ich merke, alles so leer. Aber du bist wirklich nicht allein, zumindest ich denke ständig an dich. Das ist auch nur das, was du draus machst. Du kannst immer kommen, vergiss das nicht. Der Platz ist immer frei und wartet auf dich. Und ich habe dich unglaublich lieb.